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In memory

oser_justy1.jpgWieder muss die Deutsche Cuttingszene einen grossen Verlust hinnehmen.

Willy´s Just Do It von allen nur Justy genannt, die Ausnahmestute von Uwe Oser, ist am 12.01.2010 im Alter von 21 Jahren gestorben. Justy, die auf der DM 2009 noch hervorragendes Cutting gezeigt hat, erkrankte unmittelbar danach an Hufrehe, ausgelöst durch das Cushing Syndrom und musste letztendlich erlöst werden.

Damit hat das Deutsche Cutting in wenigen Monaten, das zweite hochkarätige Pferd verloren.

Willy´s Just Do It
Geboren: 7.5.1988 in Kalifornien / Züchter: Foss, Edgar J.
Sire: Doc N Willy – World Champion Cutting Horse
Dam: Rose Bearie (Vater Angus Bear  Mutter eine Doc Bar Tochter)


Hier nur ein paar ihrer Erfolge,

2004   Turnierreihe mit dem Finale auf der Beef  - Gewinn der Ernst Grunder Memorial Trophy / Schweiz
2004   Deutsche Meisterschaft NCHA o.G. – Non Pro Champion / Kreuth / mit dem höchsten Gesamtscore aller Klassen 289,5
2005   Champion Platzhof Kandern
2005   Deutsche Meisterschaft NCHA o.G. – Non Pro 1. Tag Platz 2 / Gesamt Platz 4
2005   Reserve High Point Champion Non Pro / Deutsche Meisterschaft NCHA o.G.
2005   Co Reserve High Point Champion Open / Deutsche Meisterschaft NCHA o.G.
2006   Q 6 – Aachen – Amateur Cutting / Co Reserve Champion
2006   Q 6 – Aachen – Open Cutting / Co Reserve Champion
2006   Deutsche Meisterschaft NCHA o.G. – Open Cutting / Co Reserve Champion
2006   EWU Deutsche Meisterschaft – Open Cutting / Co Reserve Champion
2007   Spring Challenge Darmstadt – Open Cutting / Champion
2007   Equimundo Cup – Open Cutting / Reserve Champion
2007   Rhein-Main-Supreme Show / Champion / Reserve Champion in Open u. Non-Pro
2007   Deutsche Meisterschaft NCHA o.G. – Beste Stute Open Cutting
2007   NCHA  Certificate of Ability
2008   Western Round Up Darmstadt – Non Pro Champion NCHA USA /Germany
2008   Americana Augsburg – European Cutting Championship Non Pro / Co Reserve Champion
2008   Deutsche Meisterschaft NCHA o.G. – Non Pro Cutting /  Champion
2008   Deutsche Meisterschaft AQHA – Non Pro Cutting / Reserve Champion
2008   Deutsche Meisterschaft AQHA – Open Cutting Show 1 / Champion
2008   NCHA World Top 100 – mit nur 2 NCHA Aprooved Shows Platz 76 / Preisgeld $ 4.985,37
2009   Deutsche Meisterschaft NCHA o.G. – Non Pro Cutting / Reserve Champion
2009   Deutsche Meisterschaft NCHA o.G. – Open Cutting / Platz 4

 

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Video von Willy's Just Do It bei der Deutschen Meisterschaft 2008 ansehen
.

 

Ohlly:" Einer der schönsten Momente die ich mit den beiden erleben durfte war unser gemeinsamer dritter Platz auf der Americana 2008. Justy und Uwe waren immer ein Team mit dem man rechnen musste, egal unter welchen Bedingungen. Die beiden waren nicht nur ein Super Team, in den vielen Jahren waren sie förmlich zusammengewachsen.
Oft habe ich im Scherz zu Uwe gesagt…Du machst mir Angst, wenn du deine Rentnerin aus dem Stall ziehst…, es ist ein großer Verlust für die Deutsche Cuttingszene, ich werde Justy vermissen.
Ich weiß wie es ist solch ein Pferd zu verlieren, bin im Gedanken bei Dir."


So fing alles an……


Am 23. September 2001, wir waren unterwegs nach Österreich um bei Michael Blaschke einen Cutting Wallach für meinen Sohn, Sven zu kaufen, da erhielt ich einen Anruf von meinem Freund Urs Wittmer aus der Schweiz, der mir mitteilte, dass er heute erfahren hätte, von einer Cutting-Stute aus Österreich, die zum Verkauf steht. Da er wusste, dass ich unterwegs zu Michael Blaschke bin und quasi an dem Stall, in dem die Stute stand vorbeifuhr, empfahl er mir die Stute anzuschauen, der Info nach, die er hätte sollte es ein sehr talentiertes Cuttingpferd sein. Da es an diesem Tag regnete was das Zeug hielt überlegten wir, ob wir es überhaupt an diesem Tag noch schaffen würden diese Stute anzuschauen, da wir ja einen festen Termin für den Wallach hatten.

Aber wie es das Schicksal will, ließ mir schon damals der Gedanke an dieses Pferd keine Ruhe. Kurzerhand entschlossen wir uns nun doch bei der Anlage, auf der die Stute stand, vorbeizufahren. Ich schreibe aus dem Grund, von einer Stute, da ich zu diesem Zeitpunkt noch keine weitere Information von dem zu verkaufendem Pferd hatte. Und trotzdem beschäftigte Sie mich schon damals sehr. Glücklicherweise trafen wir den damals sehr überraschten Verkäufer auf der Anlage an, der mit einem Käuferbesuch und schon gar nicht aus Deutschland an diesem Tag gerechnet hatte. Da wir, wie bereits erwähnt den Termin bei Michael Blaschke hatten beschränkten wir uns beim Probereiten u. People Cutting auf das Geringste und verzichteten natürlich auch auf eine Ankaufsuntersuchung, denn schon beim Öffnen der Boxentüre hatte Justy mein Herz erobert. Verwunderlich war nur, dass der Verkäufer sehr viel Wert legte beim Bandagieren der Hinterbeine zur Sicherheit des Transportes. Zum damaligen Zeitpunkt sah ich es als Vorsichtsmassnahme des Pferdes, was es natürlich schlussendlich auch war.

Zwischen dem Verkäufer und mir war auch sehr viel gegenseitige Sympathie im Spiel, wodurch dieser Kauf auch relativ schnell abgeschlossen wurde, da keiner von uns irgendwelche Bedenkzeit benötigte. Nach Verlassen des Hofes mit Justy im Hänger, war uns relativ schnell klar, dass es eine sehr unruhige Fahrt geben würde. So kamen wir dann, wie es das Schicksal will am 24.9.2001 todmüde mit 2 Cuttinghorses nach Hause, glücklich und gesund.

Die nächsten Wochen und Monate beschnupperten wir uns beim Reiten mit allem was dazu gehört. Schnell musste ich feststellen, dass unsere Justy sehr sensibel auf Ihre Umwelt und was beim Training mit ihr passiert reagierte. Das erste Turnier im Februar 2002 (Pferd Bodensee) war für mich sehr ernüchternd, denn Justy packte alles aus der Trickkiste, was sie zur Verfügung hatte. Schon bei der Anfahrt brauchte ich 2 Tankstellen um mein Auto zu betanken, da es Justy jedes Mal zu lange ging und der Hänger drohte auseinander zu brechen. Endlich angekommen stellte sich heraus, dass ihr die Box auch nicht sehr genehm war, denn Sie polierte entsprechend die Wände der Box.

Die Krönung war der Tag des Turniers, beim Satteln in der Box, war sie dann so unzufrieden, mit der Gesamtsituation, dass sie kurzerhand entschlossen hatte die Boxentüre auszuhängen. Entsprechend war natürlich auch unser Ergebnis dieses 1. Turniers (ich hatte es mir ganz anders vorgestellt). Wieder zu Hause angekommen nahm ich Kontakt mit dem Verkäufer auf, der mir dann bestätigte, dass sie doch zwischendurch mal überreagierte, er empfahl mir, ein homöopathisches Mittel zu besorgen, damit ihr Allgemeinzustand (denn sie neigte immer mehr zur Dauerrosse) besser ins Gleichgewicht kommt. Er selbst hatte damit gute Erfahrungen gemacht. Dies tat ich dann auch und zu Hause hatte man das Gefühl, dass sich die Situation beruhigt, bzw. verbessert. Doch bei unserer nächsten Fahrt zum Training 30 km entfernt beschloss sie beim Einfahren des Hofes auf dem das Training statt fand kurzerhand die Rückwand des Hängers durchzuschlagen. Glücklicherweise ist ihr bei dieser Aktion nichts Ernsthaftes passiert aber ich hatte dann die Hosen voll und Angst vor der Heimfahrt.

Irgendwie schafften wir es dann doch mit 2 Löchern in der Heckklappe nach Hause zu kommen. Unsere Ausfahrten beschränkten sich ab diesem Zeitpunkt auf das Nötigste auch der Zustand der Dauerrossigkeit verstärkte sich und Justy gab fast nur noch auf der Koppel Ruhe (da gab es keine Wand zum darauf treten). Auch präparierten wir Ihre Box ringsum mit Gummimatten, damit für sie die Verletzungsgefahr nicht zu groß wurde und die Nachbarn somit auch wieder schlafen konnten. Das restliche Jahr 2002 beschäftigten wir uns mit Ausritten und Training zu Hause (noch ohne eigene Rinder) und dem reparieren von Boxenwänden und abgeschlagenen Futtertrögen. 2003 wollten wir es dann wissen und kauften uns einen neu auf den Markt gekommenen Böckmann Hänger für 3 Pferde, speziell für Western, in Schrägstellung in der Hoffnung, dass auch dieser Hänger Justy gefällt. Wir verluden sie mit noch 2 anderen Pferden aus unserem Stall und machten uns auf den Weg zum Rindertraining.

Doch nach kurzer Fahrt wusste ich, dass auch dieser Hänger Justy nicht gefällt, denn die Jungfernfahrt musste nach wenigen Kilometern abgebrochen werden, da Justy wieder nach Hause wollte. Die anderen 2 hatten mittlerweile auch keine Lust mehr.

So fuhr ich an diesem Tag mit meinem Auto zum Training u. schaute den anderen zu. Gute Freunde erlaubten sich zu dieser Zeit vorsichtig nachzufragen warum ich mir so was angetan hätte, aber da die Menschen die mich kennen wissen, dass ich ein sehr extremer Mensch bin verstanden sie es zwar nicht immer, aber sie akzeptierten es. So nach dem Motto auf gut Badisch: „Jedem Tierchen sein Blessierchen“. Im Spätjahr 2003 fasste ich mir dann noch mal ein Herz und meldete uns zur Deutschen Meisterschaft der NCHA o.G. an, Austragungsort war damals: Schlüsselfeld. Die Fahrt nach Schlüsselfeld, ihr könnt es euch denken, war wie immer, wenn Justy dabei war, sehr aufregend u. vor allem unruhig. Glücklicherweise kam sie unverletzt in Schlüsselfeld an und so konnten wir an dem Turnier uns im Mittelfeld etablieren. Die Heimfahrt war dafür umso schlimmer, da Justy durch die vielen fremden Reize der Show hormonell komplett durch den Wind war.

Bei dieser Heimfahrt zog sie sich dann eine Verletzung zu, die am nächsten Tag von einem Tierarzt behandelt werden musste. Nun war uns klar, dass wir diesen Zustand verändern mussten und zusammen mit dem Tierarzt nach der Ursache von Justy’s Problem suchten. Schlussendlich brachte eine Hormonuntersuchung Klarheit (bis zu diesem Zeitpunkt haben wir viel Homöopathisches ausprobiert, ohne bleibenden Erfolg). Sie hatte Tumore auf den Eierstöcken, die im Übermaß Testosteron produzierten und sie dadurch so unzufrieden und unruhig war. Aufgrund des Ergebnisses der Hormonuntersuchung beschlossen wir dann nach Rücksprache mit der Pferdeklinik Justy zu sterilisieren um ihr ein ruhigeres Leben bieten zu können, da eine Trächtigkeit mit diesem Befund sowieso nicht mehr in Frage kam. Am Tag vor der OP wollten wir Justy zur Klinik fahren, mussten dies jedoch wieder einmal abbrechen, so entschloss ich, sie zur Klinik zu Reiten (sie genoss diesen Ausritt). Auch der Operateur hat uns nach der OP mitgeteilt, dass trotz Narkose dieses Pferd sich bei der laparoskopischen Methode sehr verkrampft hatte und er so etwas noch nie erlebt hatte. Die Frage ob sie denn sehr sensibel sei, war fast hinfällig.

Auch den 3-er Hänger in dem sie schräg standen habe ich wieder verkauft und mir einen 3-er Hänger, in dem sie gerade zur Fahrtrichtung stehen gekauft, da ich ab diesem Zeitpunkt Justy beim Fahren gehobbelt habe und dies in Schrägstellung nicht möglich gewesen wäre. Dies akzeptierte sie glücklicherweise und konnte somit bis zu ihrem Tod sicher gefahren werden.

Die Erholungsphase nach der OP verging sehr schnell und endlich im Frühjahr 2004 konnten wir uns immer mehr aufs Cutting konzentrieren und es folgten Turniere in der Schweiz und Deutschland mit der Krönung des Gewinns auf der DM der NCHA o.G. im Spätjahr / Non Pro Champion. Die nächsten Jahre waren geprägt von vielen Erfolgen auf Shows in der Schweiz u. Deutschland und viel Freude beim Training auf der Anlage zu Hause, auf der wir zwischenzeitlich eigene Rinder hatten. Aufgrund der OP wurde auch der Zustand von Justy für sie immer erträglicher bzw. sie wurde ausgeglichener und überlegener im Umgang mit neuen Situationen, was natürlich nicht heißt, dass sie nicht genau wusste, was sie wollte und was nicht. Heute weiß ich, dass Justy ihren täglichen Koppelgang mochte, gutes Essen schätzte und gerne an den Rindern gearbeitet wurde. Was sie nicht wollte war Boxenruhe, Diät und Wurmkuren sowie mit dem Bit geritten zu werden. Überhaupt bleibt zu sagen, dass Justy am liebsten mit dem Ledersidepull oder mit der Wassertrense geritten wurde, denn sie reagierte sehr sensibel aufs Gebiss. Sie brachte mir bei mit den Händen sehr vorsichtig zu arbeiten und ich gewöhnte mir an sie überwiegend über Bein u. Körperhilfe zu reiten um sie beim Cutting nicht zu stören. Fast hätte ich vergessen (Justys Markenzeichen) die raushängende Zunge zu erwähnen. Laut des Vorbesitzers hatte sie die fehlenden Zähne bei dessen Kauf in Kalifornien 1993 schon gehabt.

Wir haben dann die abgebrochenen Zähne operativ entfernen lassen, nach Absprache mit dem Pferdezahnarzt um ihr die Futteraufnahme zu erleichtern. Ich könnte seitenweise Episoden über das Leben mit Justy schreiben, aber ich befürchte das würde den Rahmen sprengen. Eine Episode gibt es noch, nach einer Show sprach mich der Richter an, und sagte zu mir, der Score den er gegeben hätte wäre doch gar nicht so schlecht gewesen, warum mein Pferd ihm denn die Zunge rausstreckt? Überall wo Justy auftauchte erfuhr sie Aufmerksamkeit durch Ihre Zunge und ihren aufgeweckten Blick in die Menge.

Auch beim Cutting legte sie selten die Ohren an, meistens cuttete sie mit aufmerksam gespitzten Ohren. Was ich an ihr besonders schätzte, sie gab niemals eine Kuh auf und kämpfte bis zum Schluß, d. h. ich konnte mich immer darauf verlassen, dass sie mich im Cutting Pen niemals im Stich lassen würde. Über die Jahre hinweg lernten wir uns immer besser kennen und konnten uns zusammen auf viele Situationen sehr schnell einstellen. Besonders genoss ich die letzten zwei Jahre, seit dem wir glücklicherweise unseren Wunsch erfüllen konnten direkt am Stall zu wohnen und unser Schlafzimmer befindet sich ca. 10 mtr. von Justys Box, so hatte ich gerade im Sommer sie mehr oder weniger immer im Blick.

Besonders wichtig ist mir, meinen Lehrmeister Willie Ostiadal zu erwähnen denn IHM habe ich zu verdanken wie man mit sensibleren Pferden umgeht. Willie Ostiadal war der Mitbegünder der NCHA SÜD sowie dessen Vorstand und ein sehr guter CUTTING-TRAINER. Willie lehrte mich nicht nur die Fehler beim Pferd zu suchen sondern als Ausbilder an einer Lösung zuarbeiten. Dies kam letztendlich unsere Justy sehr entgegen, da Sie ja wie bereits erwähnt sehr sensibel wahr. Selbst auf unseren letzten Show DM 2009 habe ich Sie 1,5 Stunden abreiten müssen(nur am losen Zügel) um vernünftig und ruhig arbeiten zu können.

Bis zu ihrer plötzlichen Erkrankung (Hufrehe) im Oktober 2009 ausgelöst durch ihr Cushing Syndrom, dass leider bis dahin unerkannt blieb und Sie schlussendlich das Leben gekostet hat, war unser gemeinsames Leben sehr lebhaft und für mich lehrreich.

Justy verstand es durch Ihre unvergleichliche Art und Ihr großes Cuttingherz die Menschen um Sie herum in Ihren Bann zu ziehen und zu begeistern.


Bedanken möchte ich mich bei all denen, die Justy und mich die letzten Jahre begleitet haben sowie Ihre Anteilnahme nach Ihrem Tod durch unzählige SMS und Mails ausgesprochen haben. Es ist schön Freunde zu haben. Dafür möchte ich Euch ganz besonders danken, da ich spüre, dass Ihr Justy gemocht habt.

 

oser_justy4.jpg

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